7. Reisebericht: Von West nach Ost

29. Juni - 8. August 2018

Einmal quer durch Kanada, das sind ca. 8.000km und für uns eher mehr, denn wir werden nicht immer den direkten Weg nehmen. Halifax, unser Verschiffungshafen, liegt in Nova Scotia, einer der Ostküste Kanadas vorgelagerten Halbinsel. Somit ist es in der Tat eine komplette West-Ost Durchquerung.
Die 700km Schotterpiste von Inuvik zurück nach Dawson Citiy fahren wir in zwei Tagen. Der Plexiglas-Schutz vor unserer Windschutzscheibe hat einige heftige Einschläge, hat sich also bezahlt gemacht, und unser Toyo wird erst einmal von Matsch und Staub befreit.
Für die erste Etappe ostwärts haben wir uns für den einsamen Campbell Highway entschieden, wieder eine Schotterpiste, und wir begegnen auf 300km gerade einmal zwei anderen Autos. Dafür ist die Landschaft wieder Kanada wie aus dem Bilderbuch und die Bärenbeobachtungen nehmen stetig zu.

Alaska Highway

Ab Watson Lake geht es weiter auf dem Alaska Highway, der gut ausgebauten Verbindung zwischen Fairbanks in Alaska und Dawson Creek in British Columbia, Kanada. Die japanische Bedrohung nach dem Angriff auf Pearl Harbour in 1941 war der Auslöser für den Bau dieser ca. 2.200km langen Straße, denn die USA befürchteten eine japanische Invasion im hohen Norden und wollten eine Nachschubstraße für das Militär. In nur 8 Monaten Bauzeit wurde das Projekt mit über 30.000 Arbeitern, davon über 10.000 US-Soldaten, bei extremen Wetterbedingungen realisiert. Unfälle waren somit an der Tagesordnung. Nach der Fertigstellung konnte die Strecke zunächst nur von Bulldozern befahren werden und nach dem ersten Winter waren viele Brücken bereits zusammen gebrochen.
Heute ist der Highway keine Herausforderung mehr und wir cruisen entspannt durch British Columbia und erfreuen uns weiterhin am "wildlife" entlang der Strecke.

Schwarzbären

Bisons

Dallschafe

Grizzlys

und viele Seen

In Dawson Creek beginnt der Alaska Highway, für uns endet er, doch die Reise geht weiter.

Edmonton

Nächstes Etappenziel ist Edmonton in Alberta. Wir besuchen das alte "Fort Edmonton", das als befestigter Handelsposten der Hudson's Bay Company, eine der großen britischen Pelzhandelsgesellschaften, den Grundstein für eine Siedlung und die spätere Stadt legte.

Das Fort ist Teil eines riesigen Museumsdorfes, das Edmontons Straßenzüge aus den Jahren 1846, 1885, 1905 und 1920 nachbildet. Dafür wurden Häuser nachgebaut, aber auch einige alte Gebäude hier originalgetreu wieder aufgebaut. Mit viel Liebe zum Detail wird das Leben des 19. Jahrhunderts nachgestellt, es wird mit alten Werkzeugen gearbeitet, gekocht und gebacken oder Wäsche gewaschen und die Mitarbeiter tragen die Kleidung der jeweiligen Zeit, so daß die Szenerie schon recht authentisch wirkt.

Ein Bummel durch "Downtown" im heutigen Edmonton wirkt dann fast wie ein Sprung durch die Zeit und rundet unsere Stadttour ab.

  • Blick auf Downtown
  • entspanntes Fahren im Zentrum
  • Rathaus in der Pyramide
  • Kunstmuseum
  • Parlamentsgebäude

Drumheller

Wir wollen nach Calgary, denn dort findet gerade die alljährliche Stampede statt, die größte Rodeo-Veranstaltung Nordamerikas. Auf dem Weg fahren wir durch die "Badlands" Albertas, durch Erosion entstandene zerklüftete Gesteinsformationen, und stoppen in dem Örtchen Drumheller. Warum? Die Region ist eine der ergiebigsten Fundstellen für Dinosaurierskelette weltweit und es gibt ein tolles Museum, das eine Zeitreise durch 500 Millionen Jahre Evolution wunderbar anschaulich darstellt.

  • Tal des Red River

  • mit zerklüfteten Felsformationen

  • Hodoos

  • Chipmonk

  • Badlands in der Abendsonne

  • Dino als Besucherzentrum

Calgary

Die Top-Attraktion der Öl- und Gasmetropole Albertas ist die einmal im Jahr stattfindende Stampede, eine aus der Zeit des "Cowboylebens" stammende Rodeo-Show. Heute ist die Veranstaltung die größte ihrer Art in Kanada und 10 Tage lang ist Calgary im Ausnahmezustand. Und wir kommen zufälllig vorbei! Somit sind auch alle Campingplätze ausgebucht und wir quartieren uns erst einmal auf dem großen Parkplatz eines Kasinos ein, natürlich kostenlos.

  • Blick vom Calgary Tower

  • Downtown

  • mit schöner Fußgängerzone

  • Cowboys

  • und Cowgirls

  • Indianerumzug

Das Festgelände der Stampede erinnert uns eher an einen großen Jahrmarkt mit unzähligen Freßbuden, Karusells und sonstigem Entertainment, doch es gibt auch den landwirtschaftlichen Bereich und der ist wirklich sehenswert. In mehreren Hallen werden Nutztiere nicht nur präsentiert sondern auch erklärt, es gibt Präsentationen für Kinder, Schafe werden geschoren und Kühe gemolken. Wir spazieren durch Zufall in das Finale der Schäferhunde-Weltmeisterschaft... die Hunde müssen unter Anleitung ihrer Schäfer drei mehr oder weniger störrische Schafe in ein kleines Gehege treiben, natürlich auf Zeit - absolut sehenswert!
Es gibt eine große Ausstellung über umweltverträgliche Agrarwirtschaft und gesunde Ernährung und noch vieles mehr, das wir gar nicht mehr schaffen anzuschauen, denn wir haben Karten für die Abendvorstellung in der großen Arena und wollen vorher, in Anbetracht des heißen Tages, noch die Landwirtschaft unterstützen und ein kühles Bier trinken.

Höhepunkt der Abendvorstellungen ist das "Chuckwagon Race". Auf großen Leinwänden werden die Teilnehmer vorgestellt und dann geht auch schon das erste Rennen los: vierspännige Renn-Planwagen sausen um die ovale Rennbahn. Genauso schnell wie es losging, ist es auch schon wieder vorbei. Insgesamt neun Rennen gibt es und das Spektakulärste ist der Start, denn die Pferde scheinen es kaum abwarten zu können, los zu rennen.
Beeindruckender als die Wagenrennen fanden wir eine Art Staffellauf von jungen Indianern. Auf Pferden ohne Sattel galoppierten die Teilnehmer eine Runde um das Oval, dann kam ein "fliegender Wechsel" auf das nächste Pferd, und das aus vollem Galopp. Drei Mal wurden nach der ersten Runde auf diese waghalsige Art die Pferde gewechselt und es klappte nicht immer reibungslos.

Saskatchewan & Manitoba

Weiter geht es auf dem Trans Canada Highway, der einzigen Transkontinentalverbindung. Erst seit den 1960er Jahren ist diese Ost-West-Trasse ganzjährig und durchgehend befahrbar. Wir verlassen die Provinz Alberta und durchqueren die endlos erscheinenden Prärien Saskatchewans und Manitobas. Weizen- und Rapsfelder sowie Weideflächen soweit das Auge reicht. Die riesigen Felder sind beeindruckend, doch nach den spektakulären Landschaften in British Columbia, dem Yukon und Alaska nicht gerade abwechslungsreich und wir machen Strecke.

Ontario

Wir erreichen den Lake Superior, den größten der "Großen Seen" im Osten Kanadas und der USA.
Einige Fakten zu diesem gigantischen, vor rd. 10.000 Jahren aus Gletscherschmelzwasser, entstandenen See:
- hat eine Fläche von über 82.000qkm (zum Vergeich der Bodensee: ca. 500qkm)
- hält ca. 10% der Frischwasser-Reserven der Erde
- die Wassermenge könnte Nord- und Südamerika ca. 30cm hoch mit Wasser bedecken

Abstecher nach Michigan / USA

In Michigan, auf der "Lower Peninsula" zwischen Lake Michigan und Lake Huron, leben Jan und Bill, die wir vor über 3 Jahren an unserem Lieblingsort in Guatemala am Lago Atitlan kennengelernt haben. Die Wiedersehensfreude ist groß und wir verbringen gemeinsam einen wunderbaren Tag am See und lernen die nähere Umgebung kennen.

Niagara Fälle

Für uns geht es weiter und das nächste Ziel ist dann wieder spektakulär: die Niagara Fälle. Die Menschenmassen sind unglaublich und die Besucher drängen sich an der Uferpromenade entlang der berühmten Horseshoe Falls. Doch die sind wirklich beeindruckend.

Toronto, Montreal & Quebec

Toronto, Montreal, Quebec - bedeutende Metropolen Kanadas und klangvolle Namen. Vancouver, Edmonton und Calgary haben wir uns angesehen, doch für diese Städte wird das Pflichtprogramm eingeschaltetet, denn uns zieht es wieder in die Wildnis und nach Neufundland. Außerdem müssen wir so langsam auf die uns noch verbleibende Reisezeit achten, denn die Schiffspassage für unsereren Toyopedi ist gebucht.
Zunächst passieren wir Toronto, die größte Stadt Kanadas, auf der Stadtautobahn, denn wir wollen zumindest einen Blick auf die bekannte Silhouette der Stadt mit dem CN-Tower werfen.

Dann geht es auch schon weiter und wir wollen Montreal ebenso passieren, doch dann erfahren wir im "Welcome Center" der Provinz Quebec, daß am Abend ein großes Feuerwerk im Rahmen eines Wettbewerbs der Pyrotechniker stattfindet. An diesem Abend sind auch noch die USA an der Reihe. Das wollen wir uns dann doch nicht entgehen lassen und so suchen wir uns einen Parkplatz, wo wir auch übernachten dürfen. In der Stadt ist die Hölle lost, ob wegen des Feuerwerkes oder einfach nur weil inzwischen Ferienzeit und auch noch Wochenende ist, wir wissen es nicht. Ein Bummel durch die wirklich nette Altstadt macht Spaß, wir steigen hinab in die "underground city", denn es gibt aufgrund des extremen Winters eine Stadt unter der Stadt mit Shops, Restaurants und Plätzen. Es gibt Zugänge zu den Bürotürmen in Downtown und den Metro-Stationen, so daß viele Pendler die Untertagestadt im harten Winter nicht einmal verlassen müssen. Auch das Feuerwerk am Abend ist sehenswert.

Quebec ist einen längeren Stop wert. Die fast vollständig erhaltene Altstadt ist UNESCO-Welterbe, die Stadt gilt außerdem als europäischste Stadt Nordamerikas. Wir fühlen uns in der Tat fast wie in Frankreich, und das nicht nur wegen der Sprache. Was in Montreal noch kein Problem war, ist hier schon etwas schwieriger, denn gerade die älteren "Quebecoise" sprechen kein englisch.

Gaspésie

Weiter geht es entlang des St. Lawrence, der Fluß wird immer breiter und geht in den Golf zum Atlantik über. Die Fähre braucht fast 2 Stunden für die Überfahrt und wir beginnen unsere Umrundung der Halbinsel Gaspé.

Malerische Dörfer, meist an Flußmündungen vor hohen Bergen gelegen, steile Klippen und Leuchttürme. Fast 800km Küstenlinie, dazu französisches Flair und trotz Ferienzeit eine entspannte Atmosphäre.

Bay of Fundy

Der höchste Tidenhub der Welt mit bis zu 16 Metern Unterschied zwischen Ebbe und Flut. Über 100 Millionen Tonnen Meerwasser fluten die Bay of Fundy, eine große Meeresbucht zwischen Maine (USA) und den Provinzen New Brunswick und Nova Scotia in Kanada, und schon wenige Stunden später kann man wieder auf dem Meeresboden spazieren gehen. Bei einsetzender Flut kann man die Flüsse auf der Flutwelle mehrere Kilometer flussaufwärts raften. Dieses außergewöhnliche Naturschauspiel schauen wir uns an und kommen auch gerade zur richtigen Zeit.

Unsere Kanada-Durchquerung ist geschafft und es geht noch einmal in den Norden nach Neufundland und Labrador.